Deponie und Rekultivierung

Im Vordergrund ist der bereits renaturierte Altbereich der Deponie. Im hinteren Teil erstrecken sich die aktuellen Schüttfelder und Ausbauflächen.

Geschichte der Deponierung

Seit Jahrhunderten stehen Deponien am Ende der Entsorgungskette. Mit der Ausbreitung der Städte mussten Abfälle außerhalb dieser abgelagert werden, um die Ausbreitung von Krankheiten und die Verbreitung von Ratten und anderem Ungeziefer einzudämmen. Durch die Industrialisierung stieg der Konsum stark an und die Zusammensetzung des neuen Wohlstandsmülls veränderte sich. In den früheren Zeiten der Deponierung wurde alles, was nicht mehr benötigt wurde, in ein Loch geworfen oder auf einen Haufen gekippt. So lagen dort Kartoffelschalen neben kaputten Radios. Diese „Bürgermeisterkippen“ waren von den Behörden genehmigt, wurden aber nicht überwacht. Dazu kamen viele „wilde“ Müllkippen. Verschmutzungen der Umgebung, der Luft und des Abwassers waren daher keine Seltenheit.

Moderne Deponien

Seit 2005 werden auf Deponien in Deutschland nur inerte Abfälle abgelagert. Also Materialien, die zu keiner weiteren stofflichen oder thermischen Verwertung geeignet sind, keine Organik mehr enthalten und aufgrund ihrer Belastung aus dem Stoffkreislauf ausgeschleust werden müssen. Hierzu stehen die Deponien als sogenannte Schadstoffsenken zur Verfügung. Schadstoffhaltige Materialien werden hier sicher und dauerhaft aufbewahrt, damit sie in der Umwelt und ihren Schutzgütern keinen Schaden anrichten können.

Durch aufwändige  Sicherungssysteme werden gezielt die Schutzgüter Boden, Grundwasser und Luft gegen Inhaltsstoffe des abgelagerten Abfalls geschützt.

Deponiegas

Die Zentraldeponie des Kreises Warendorf in Ennigerloh wird seit 1981 betrieben und liegt auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs. Bis 2005 wurden unbehandelte Abfälle abgelagert. Wenn auf Deponien organische Abfälle abgelagert wurden, entstehen durch natürliche mikrobielle Umsetzungsprozesse methanhaltige Gase. Die Bildung dieser Gase ist ohne Weiteres viele Jahrzehnte lang möglich. Das entstehende klimaschädliche Gas muss über Gassammelbrunnen aufgefangen und zur weiteren Behandlung abgesaugt werden. Mittels Blockheizkraftwerken (BHKW) kann das Gas verstromt werden. Die entstehende Abwärme kann ebenfalls genutzt werden. Die Firma Hammelmann aus Ennigerloh heizt mittels Wärmetauschern Wasser zur Reinigung von Lebensmittelcontainern auf.

Basisabdichtung

Bereits von der Inbetriebnahme einer Deponie wird die Basisabdichtung im Multibarriereprinzip errichtet. Die Basisabdichtung wird in Abhängigkeit der Stoffe geplant und ausgeführt, die in der darauf folgenden Ablagerungsphase deponiert werden sollen. Die niedrigsten Vorkehrungen sind dabei für eine Deponie der DK 0 (Deponieklasse 0) notwendig. Auf dieser dürfen nur schwachbelastete Böden und Bauschutt abgelagert werden. Die höchsten Anforderungen werden an die DK IV gestellt. Hier kommen z.B. ehemalige Salzbergwerke infrage, in denen unter anderem Filterstaub aus der Rauchgasreinigung gelagert werden können.

Die Zentraldeponie Ennigerloh wird als ehemalige Hausmülldeponie heutzutage als DK II Deponie für nicht gefährliche und schwach-gefährliche Abfälle, wie zum Beispiel Bauabfälle, Straßenaufbruch und Aschen betrieben. Währenddessen werden in Borgholzhausen ausschließlich Boden und Bauschutt der Deponieklasse I deponiert. Synergieeffekte aus der kreisübergreifenden Zusammenarbeit des ECOWEST VERBUNDES können so genutzt werden.

Die deutschen Deponien der öffentlich-rechtlichen und privaten Entsorgungswirtschaft nehmen einen technologischen Spitzenplatz ein und zählen zu den sichersten Deponien der Welt. Dies liegt nicht nur an der aufwändigen Abdichtung der Deponien selbst, sondern auch an der strengen Kontrolle der angelieferten Materialien.

Sickerwasser

Sickerwasser, das durch Niederschläge in die Deponie gelangt und aufgrund der Basisabdichtung nicht im Boden versickern kann, wird gesammelt und in einer Kläranlage behandelt. Die Zentraldeponie Ennigerloh hat eine eigene Sickerwasserkläranlage (SIWA), in der ein mehrstufiger Prozess mit biologischer Reinigungsstufe, Ultrafiltration und Aktivkohleadsorption abläuft. Das bereits vorgereinigte Wasser durchläuft im Anschluss die Kläranlage Ennigerloh, bevor die Einleitung in den Vorfluter erfolgt.

Stilllegung und Rekultivierung

Ist eine Deponie bis zur genehmigten Abfallmenge verfüllt, endet die Ablagerungsphase, aber die Arbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen. Es folgt die Stilllegungsphase. Abhängig von der Deponieklasse erfolgt die Ausgestaltung der Oberflächenabdichtung. Diese kann von einer Rekultivierungsschicht bis hin zu mehrschichtigen Abdichtungen mit Gasdrainage, Entwässerung und Kunststoffdichtung gehen.

Bedeutung und Ziele der Rekultivierung haben sich gewandelt. Früher verfolgte die Rekultivierung von Deponien das Ziel der optischen Eingliederung in die Umgebung und der Vorbereitung zur weiteren Nutzung. So wurden Deponien früher in der Regel mit Bodenaushub abgedeckt und im Anschluss eingesät, mit Bäumen bepflanzt oder landwirtschaftlich genutzt. Nach heutigem Stand der Technik ist die Rekultivierungsschicht wesentlicher Bestandteil des Oberflächenabdichtungssystems. Sie besteht aus geeignetem Boden sowie Bewuchs oder anderweitiger natürlicher Bedeckung. Sie dient als Schutzschicht für die darunter liegenden Elemente der Abdichtung und sorgt dafür, dass kaum Niederschlagswasser versickert. Auf Dauer soll die Entstehung von Sickerwasser, das behandelt werden muss, eingedämmt werden.

Nachsorge

Betreiber und Überwachungsbehörden kontrollieren die Deponie auch in der anschließenden Nachsorgephase weiterhin. Hier gilt es, das Verhalten der Deponie genau im Blick zu behalten (Grund- und Sickerwasser, Setzen des Deponiekörpers, usw.) und auch benötigte Entwässerungen oder Entgasungseinrichtungen weiterhin zu warten. Die Nachsorgephase kann mehrere Jahrzehnte andauern. Für drei Altablagerungen in Beckum, Neubeckum und Ennigerloh hat die AWG die Verantwortung für die Nachsorge vom Kreis Warendorf übernommen.

Mit Abschluss der Nachsorge wird der Deponiebetreiber aus der Nachsorgepflicht entlassen. Den Zeitpunkt der Pflichtentlassung legen die zuständigen Behörden fest. Eine öffentliche Nutzung z.B. als Naherholungs- oder Wandergebiet ist wieder möglich. Durch die Renaturierung fügt sich die ehemalige Deponie in die umgebende Landschaft ein. Die ehemalige Hausmülldeponie in Halle Künsebeck konnte unter dem Namen „Großer Berg“ als Ausflugsziel am Teutoburger Wald zugänglich gemacht werden.

Ansprechpartnerin
Jennifer Laumann
Betriebsleitung Technik und Infrastruktur
Broschüre
Betrieb, Rekultivierung und Nachsorge der Deponie im Kreis Warendorf